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II.2 Spieltaktik im Fleischlosen (Ass-Solo)
Lassen Sie uns jetzt mit einem Solospiel weitermachen. Bitte vergessen Sie dabei nicht, dass wir jetzt gegen 3 Spieler spielen und keinen Partner mehr haben, der uns Augen geben kann. Aus diesem Grund müssen unsere Karten besonders gut für ein Solospiel geeignet sein, denn wenn wir einen Stich abgeben, können in dem Stich locker mehr als 30 Augen liegen, die unsere Gegner bekommen.
In diesem Kapitel gehen wir erst einmal davon aus, dass wir kein Pflichtsolo spielen müssen. Für alle Neulinge im Doppelkopf würden wir zum Anfang erst einmal empfehlen vollkommen ohne die Solospiele zu üben. Sie haben dabei genügend zu lernen. Im nächsten Schritt dann mit Lust-Soli und zum Schluss auch mit dem Pflichtsolo. Wenn wir mit Pflichtsolo spielen, dann ändern sich die Mindestanforderungen an unser Blatt. Nach den offiziellen Regeln besteht eine Spielrunde im Doppelkopf aus 24 Spielen, wobei in jeder Spielrunde von jedem Spieler ein Solo (Pflichtsolo) zu spielen ist. Tun wir dies nicht, so müssen wir am Ende der Spielrunde ein Zwangssolo spielen. Damit ist gemeint, wird nehmen dann unsere Karten auf und müssen mit ihnen irgendein Solo spielen. Sie können sich sicher vorstellen, dass wir im Allgemeinen dazu kein Blatt haben und gewöhnlich hoch verlieren werden.
Aus diesem Grund wird sich unsere Risikobereitschaft, ein Pflichtsolo zu spielen, zum Ende der Spielrunde immer größer. Uns reicht es dann schon, wenn wir 90 überschreiten, denn bei einem Zwangssolo kann es für uns schon schwierig werden 60 Augen zu erreichen. Ein Kontra der Gegner ist uns auch ziemlich sicher, denn unsere Gegner werden diesen Umstand mit Sicherheit ausnutzen. Mit diesem Aspekt werden wir uns noch im Schritt 4 (Fortgeschrittene Konventionen) näher befassen.
An dieser Stellen lassen wir diesen Aspekt erst einmal außen vor und befassen uns mit den Anforderungen an ein normales Solo. Wir gehen davon aus, das der Solospieler immer die 1. Karte ausspielen muss.
Hinweis: Bitte vergessen Sie nicht: Bei einem Solospiel gibt es keine Sonderpunkte. Für ein gefangenes Karo-Ass bekommen wir also keinen Extrapunkt bei der Abrechnung.
Wir unterscheiden zwei Typen von Ass-Soli, die vollkommen unterschiedlich gespielt werden:
Der Solospieler hat Anspiel und zieht seine Stiche von oben ab.
Der Solospieler geht freiwillig vom Spiel (z.B. zur Entwicklung einer Farbe) oder die Gegenpartei besitzt Anspiel.
II.2.1 Standard-Ass-Solo
Der Solospieler besitzt i.d.R. eine lange Farbe (5-7, selten 8 Karten), in der er wahrscheinlich keinen Abgeber besitzt, und Ass(e) in den Nebenfarben. Wir erinnern uns, dass es bei einem Fleischlosen keine Trümpfe gibt und die normalen Trumpfkarten in Farben eingereiht sind. Es gibt somit von jeder Farbe 12 Karten. Näheres zur Rangfolge können Sie hier nachlesen: Rangfolge beim Ass-Solo
Allgemein gilt: Ein Ass-Solo ist bei 9 Stichen immer gewonnen und bei 7 Stichen i.d.R. verloren (lediglich bei einigen Extremverteilungen bestehen Gewinnaussichten). Von Interesse ist der Fall, dass der Solospieler 8 Stiche besitzt. Bei 8 Stichen kommt es sehr stark darauf an, wie viele Augen man in den Abgeberkarten verliert. Je weniger Augen man verliert, desto höher ist die eigene Gewinnwahrscheinlichkeit.
Sie werden sich jetzt sicher fragen: Warum ist dies so?
Bei unseren Überlegungen gehen wir von einer stehenden langen Farbe aus, die wir in der Hand haben. "Stehend" bedeutet dabei, wir bekommen alle Karten von diese Farbe. Wir können dann weiter davon ausgehen, dass wir mindestens 60 Augen bekommen haben, denn in jeder Farbe gibt es nun genau 60 Augen. Durch unsere lange Farbe müssen unsere Gegner auch andere Karten abwerfen. Es gibt dabei nur 6 andere Karten die keine Augen (9) beinhalten. Nehmen wir einmal an, wir haben folgende lange Farbe:
, ....
Wir bekommen somit 8 Stiche. Unsere Gegner haben noch 5 Kreuzkarten, müssen uns aber insgesamt 8 * 3 = 24 Karten geben. 20 Karten sind dabei abgeworfene Karten. Wenn Sie jetzt genau überlegen, müssen sie uns dabei auch Augen geben. Je weniger Augen nun unsere eigenen vier Restkarten beinhalten, desto mehr Augen bekommen wir. Nehmen wir einmal an, dass wir noch
besitzen und die anderen Karten bei unseren Gegnern am ungünstigsten für uns verteilt liegen, dann bekommen wir:
2 * 9er | = 0 Augen |
6 * Buben | = 12 Augen |
6 * Damen | = 18 Augen |
6 * Könige | = 24 Augen |
4 * Kreuzkarten | = 60 Augen (alle Karten von der Farbe) |
= 24 Karten | 114 Augen |
Wir bekommen somit mindestens 114 Augen. In der Realität wird dieser Fall aber nicht eintreten, denn zum einen werden die Karten nicht so gleichmäßig verteilt sein und die Gegner werden dadurch auch in Abwurfzwang kommen, so dass wir schon einmal eine 10 bekommen. Unser Gewinnwahrscheinlichkeit steigt natürlich, wenn wir nicht nur 0 Asse haben sondern 1, 2 oder 3. Nehmen wir einmal an, wir hätten 3 Asse (5 von der langen Farbe):
2 * 9er | = 0 Augen |
6 * Buben | = 12 Augen |
5 * Damen | = 15 Augen |
7 * Kreuzkarten | = 60 Augen (alle Karten von der Farbe) |
3 * 11 = 33 Augen (3 Asse) | |
= 24 Karten | 120 Augen |
Bitte sagen Sie nicht "nur". Diese beiden Augenanzahl haben wir 100 % sicher und würden immer einen Fleischlosen spielen. Es gibt für uns keine ungünstigere Kartenverteilung.
Schauen Sie sich bitte dazu auch unsere kommentierten Beispiele an.
Bei diesem Typ hat der Spieler keine sichere lange Farbe, jedoch gewöhnlich in jeder Farbe mindestens 1 Ass, damit der Solospieler bei jeder Farbe wieder an den Stich kommen kann. Zählen Sie einfach die sicheren Stiche, die Sie haben und wie viele Stiche Sie noch entwickeln können. Dabei kann durchaus eine längere Farbe entwickelbar sein.
Schauen Sie einmal folgendes Blatt an:
, ....
In diesem Fall würden Sie zuerst das Ass spielen und dann schauen, ob das Ass fällt. Wenn nur der Kreuz König, Bube und 9 gelegt wird, spielen Sie Kreuz Dame weiter (kleinste gleichwertige Karte nehmen) und gehen so vom Stich. Das Ass fällt so raus und wenn Sie jede andere Farbe übernehmen können, kommen Sie 100 % an den Stich und können ihn einsacken.
Vollständige Spiele finden Sie wieder in unseren kommentierten Beispielen.
Jetzt werden Sie sicher sagen: "Fertig !"
Für den Alleinspieler ist dies richtig, aber am Tisch gibt es noch 3 andere Spieler, die ihre Karten richtig spielen müssen. Bei unserem Fleischlosen (Ass-Solo) hat sich ein spezielles Ass-Anzeigesystem entwickelt, dass wir an dieser Stelle nicht genauer beschreiben wollen, denn es gehören gute Grundkenntnisse dazu, die Sie erst einmal erlernen müssen. Es wird ausführlich in Schritt 4 (Ass-Solo) beschrieben und Sie sollten es sich erst später genauer anschauen. Spielen Sie jetzt erst einmal ganz normal und versuchen für ihre Partei möglichst viele Augen zu erhalten.
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